KitKat1995_Tauentzien_01

Nachdem ich die letzen drei Tage schlechte Osterwitze über das Eiersuchen geduldet habe, möchte ich auch mal: Ich habe Eier gefunden! Und zwar ganz bunte. Manche waren mit Metall verziert, manche waren in Leder gepresst, manche waren naturbelassen. Hasen habe ich auch gesehen, beziehungsweise Rammler. Frohe Hoestern in der Köpenicker Straße 76, im KitKatClub…

„Du kommst nur im BH rein! Männer müssen an der Tür die Hosen runterlassen! Manche machen in den Ecken rum!“ Mit diesen, ich will nicht sagen harmlosen, aber doch eher Kindergarten-Porno-Warnungen in meinem Kopf, ging ich zum Junggesellenabschied meines schwulen Freundes in den berühmten Fetisch-Club: Was mir diese Nacht bot, war ein völlig neuer Blickwinkel auf Sex – und in die verschiedensten Körperöffnungen. Die auch noch auf unterschiedlichste Weise bespaßt wurden.

Meine Lieblings-Aaaah-Szene, Action: Ich sitze auf einer Lederbank. Rechts von mir wird ein Typ von hinten lieb gehabt, ein weiterer kommt dazu und steckt seine Zunge in den Hintereingang des Begatters. Ich blicke nach links:  Da sitzt ein Kerl Mitte 40 nur in Turnschuhen bekleidet, er streckt die Beine hinter seinen Kopf. Ich denke ‚Cool, der macht nur Yoga‘ und in diesem Moment steckt er einen  Dildo in seinen Eingang. Was mich wirklich an der Szene beeindruckt hat war, dass die Farbe des Gummi-Stengels auf seine Sneaker abgestimmt waren. Lila. Eininge Minuten später tauscht ein anderer Kerl den Dildo gegen seine Faust aus. Ich drehe den Kopf weg und blicke gerade aus: Vor mir lässt sich eine Frau in Strapse an einem Pranger festklemmen, ihr Begleiter sinkt vor ihr auf die Knie…

Ich wünschte mir Frauen in BH und Männer in Unterhosen herbei! Nein, ich will nicht prüde sein, aber was mir da für eine Show geboten wurde, war weit mehr als der mir angekündigte Dessous-Dresscode. Auch nennenswert war die Sklavin mit Leine auf dem Dancefloor, die freischwingenden Fleischpeitschen, Männer in Lack-Overknee-Stiefel – und David Garrett. Der ist wohl Stammgast, habe ich mir sagen lassen.

Zwar haben sich zwei ältere Männer (ein Rainer-Langhans-Double und einen nannte ich den Herr der Ringe, weil er von oben bis unten Ringe gepierct hatte) vor mir einen runtergeholt, aber niemand hat mich angefasst oder eklig angesprochen. Da wird man in einem „normalen“ Club als Frau heute sexistischer angegangen. Selbst auf dem Flohmarkt im Mauerpark wurde ich gestern am hellichten Tag angegrabscht – im KitKatClub war keine Spur von Belästigung. Wahrscheinlich, weil da offen mit seinen Vorlieben und Trieben umgegangen wird. Hier gibt es für jeden Fetisch-Topf einen Deckel. Jeder einzelne Partygänger signalisierte mir ‚Baby, hier geht alles. Du kannst aber nur zugucken. Und nicht mal das musst du‘.

Zum Glück, denn das muss ich tatsächlich nicht. Ich finde es wichtig, offen für die Welten anderer zu sein, auch mal bei einer Freakshow zuzugucken – aber Darstellerin werde ich wohl nie. Dafür ist für mich persönlich Sex in Zweisamkeit das größte Kino.

 kitkatoutfit                                                                                         Fotos: privat, Denis Barthel