Marie&Kathrin

Zwei junge Frauen und ganz viel Herz. Dass „Mon Coeur“ einmal so groß wird, und dadurch Kids vom Kindergarten bis zum Abschluss der Highschool begleitet werden können, hätte die 30-jährige Marie bei der Gründung ihres Vereins  „Ein Band für Bildung e.V.“ nicht zu träumen gewagt. Wobei doch. Geträumt hat sie seit ihrer Idee mit den Perlenarmbändern von und für Afrika schon, aber wirklich aussprechen kann sie es jetzt mit Hilfe ihrer Freundin und Businesspartnerin Kathrin Mielke (29). „Tue schenkend Gutes, verschenke dein Herz an deine Lieben“ lautet das Konzept der beiden Innenarchitektinnen. Mit dem Kauf eines „Mon Coeur“-Perlenarmbandes für einen Preis von 10 Euro wird bereits einem Kind ein halbes Jahr Perspektive geschenkt. Hergestellt werden die Armbänder von Familien im Township „Mitchells Plain“ in Kapstadt, Südafrika. Für jedes Armband erhalten diese einen Euro. 9 Euro fließen in die Schulbildung und Ernährung von Kindern in Äthiopien und Südafrika.

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Marie und Kathrin nennen ihre Unterstützer „Mon Coeur Familie“. Und mittlerweile können sie rührende Geschichten von ihrer Familie erzählen, die aus jungen Menschen besteht, die gern etwas von ihrem Glück abgeben möchten. Es geht nicht um Leute mit Gutmenschsyndrom mit allzeitbereitem Spendenscheck in der Hosentasche, sondern um kleine Gesten. Zum Beispiel ein schönes Armband für die beste Freundin oder Mama kaufen. Oder Ringelsöckchen. Oder eine tolle Ledergeldbörse. Ihr Shop wächst und wächst und die Idee geht auf: Konsum mit Sinn. Schönes aus Schönem entstehen lassen. Brainbitch ist ganz verzaubert von den beiden coolen Powerrangers in guter Mission. Ein Grund für ein schönes Gespräch von Frau zu Frau zu Frau:

Erzählt doch mal vom schönsten Erfolgserlebnis mit „Mon Coeur“
Marie: Gerade erst hatten wir ein Gespräch in Kapstadt mit einer Mutter eines auffallend fleißigem und begabten Kindergartenkindes. Als wir ihr sagten, dass wir es gern unterstützen wollen und auf eine besondere weiterführende Schule schicken möchten, freute sie sich so aufrichtig mit den Worten: „Das ist die Schule, die die Kinder meiner Chefs besuchen.“ Dieser Moment war unglaublich. Ihre Augen haben so geleuchtet. Sie hat direkt eine schöne Zukunft für ihr Kind gesehen.
Kathrin: Ja, die Augenblicke der Dankbarkeit und der Freude erleben wir immer, wenn wir in Kapstadt sind. Mich rührt aber zusätzlich auch, dass „Mon Coeur“ eine Gemeinschaft überall auf der Welt geworden ist. Viele Menschen identifizieren sich mit der Idee, mit dem Armband. Wir haben ja einen Aufruf zum „Mon Coeur“-Botschafter werden für den Verein auf unserer Homepage und das macht uns schon sehr glücklich, dass sich viele berufen fühlen, mitanpacken und uns sogar in Afrika besuchen.

Sind durch  „Mon Coeur“ Freundschaften entstanden?
Kathrin: Klar. Viele Botschafter kennen wir zunächst einmal nur vom Emailverkehr, bis sie uns dann zum Beispiel auf Märkten besuchen. Und man merkt schnell, dass wir für die gleiche Sachen brennen und das schweißt zusammen.
Marie: Ich muss echt sagen, jedes Mädchen ist richtig cool, alle total unterschiedlich. Zum Beispiel war eine Botschafterin gerade für zwei Wochen mit uns in Afrika und wir waren zusammen im Township. Es war so beeindruckend, dass sie gar keine Berührungsängste hatte. Es war wirklich dreckig in den Wellblechhütten dort und sie hat sich ohne darüber nachzudenken auf eine Kartoffelkiste gesetzt, Kinder geherzt und auch aus dem Wasserglas getrunken, auch wenn man auf Entfernung gesehen hat, dass die Sauberkeit nicht dem Europäischen Standard entspricht. Das zu sehen hat uns so glücklich gemacht. Das sind so kleine Gesten, die wir schätzen und uns spüren lässt, dass Leute wie wir fühlen.

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Habt ihr euch mit dem Familien in den Townships auch über die Jahre angefreundet?
Marie: Wir haben gerade erst Weihnachten mit einer Familie gefeiert, die seit anfang an Armbänder für uns knüpft. Uns ist aufgefallen, dass die Tochter seit vier Jahren das gleiche Kleid anhat und dann sind Kathrin und ich auf den Markt gefahren und haben neue Kleider gekauft. Unsere kleine Weihnachtsfeier war voller schöner Anekdoten und hat unsere Freundschaft nochmal vertieft. Wir haben uns auch überlegt, eine bessere Schule für die 13-jährige Tochter zu finanzieren und sprachen mit ihr. Was sie sagte, war so toll: ‚Ich will auf meiner Schule im Township bleiben, denn ich liebe meine Lehrerin: Sie bringt mir gute Sachen bei. Zum Beispiel, dass ich immer meine Gefühle aufschreiben soll. Oder wenn mich jemand ärgert, dann soll ich mich einfach umdrehen und gehen.‘ Wir wollen sie auf der Schule lassen, denn sie lernt da vielleicht keine Kurvendiskussion, aber Halt und Leitfäden fürs Leben. Das war schön zu hören.
Kathrin: Was ich auch so toll fand: Einaml brauchte die Familie Geld und dann meinte Marie, dass sie der Mutter zeigt, wie man näht und das sie sich das dann so verdienen kann. Sie sollte unser Logo und einen Schriftzug auf ein T-Shirt sticken und das ist echt nicht einfach. Am nächsten Tag hat sie uns stolz ein großes Stück Stoff gezeigt, auf dem sie die ganze Nacht geübt hatte, bis das Sticken saß. Und das ist wieder ein schönes Beispiel dafür, dass man zusammen arbeitet und sich Mühe gibt, das bedeutet auch Freundschaft. Die Familie braucht Geld, aber tut auch was dafür und lernt. Das ist ein großes Learning und eine Sicherung für ihre Zukunft.

Ihr habt nun auch zwei Mini-Jobber angestellt, zwei Flüchtlinge in Hamburg. Alles was ihr mit „Mon Coeur“ tut, bringt große Verantwortung mit sich. Habt ihr das am Anfang abschätzen können?
Kathrin: Nein, es ist schon viel. Neben der ganzen Alltagslogistik mit Versand, Spenden, Rechnungen, Online-Shop bauen, sich mit Paypal auseinandersetzen und und und fehlt uns natürlich auch die Zeit für andere wichtige Bausteine wie zum Beispiel Social Media. Oder auch unsere gemeinsame Innenarchitektur-Firma muss manchmal auch hinten angestellt werden. Wir bekommen zwar viel Hilfe, aber die Verantwortung für „Mon Coeur“ tragen wir.
Marie: Vorallem sprechen wir hier auch über die Verantwortung für andere Menschen. Wir beschäftigen uns ja mit so wichtigen und grundlegenden Dingen, wie einen Arbeitsvertrag ausstellen oder jemanden in der Schule anmelden und das über viele Jahre tragen können. Wir prägen Leben und handeln nachhaltig.

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Habt ihr euch schonmal mit dem psychologischen Aspekt des Spendens auseinandergesetzt?
Marie: Spenden ist nicht selbstlos. Denn es gibt einem ja schon sehr viel. Man fühlt sich besser, hat vielleicht sein schlechtes Gewissen bekämpft und vor allem gibt es dem eigenen  Leben Sinn.
Kathrin: Bei „Mon Coeur“ ist es einfach gemacht, weil wir nicht nach Geld fragen. Sondern es geht um ein schönes Armband mit einer noch schöneren Geschichte dahinter. Und deshalb hat man nicht das Gefühl, zu spenden im klassischen Sinn.

Seid ihr mit der Gründung eures Vereins erwachsen geworden?
Kathrin: Gute Frage. Unbewusst bestimmt. Oder?
Marie: Wir mussten vorher nicht so viel Verantwortung tragen. Kathrin ist die, die schon immer logisch denkt und strukturiert arbeiten kann. Ich musste das erst lernen. Klar, ich muss dann eben auf das Amt und mich damit auseindersetzen. Ich bin organisiert geworden und ja, erwachsen auch.
Kathrin: Wenn wir jetzt in Afrika sind, dann werden wir überall ernst genommen und niemand hat uns mehr als junge Mädels gesehen. Vor fünf Jahren war das noch anders. Früher haben wir alle Verträge erstmal unseren Eltern zum drübergucken geschickt, heute rocken wir das alles allein.

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Gutes tun, kann auch stylish sein: Vielen Dank für eure Zeit, die Fotos und die Inspiration, Marie und Kathrin! Es ist so schön zu sehen, dass ‚einfach machen‘ auch einfach klappen kann.