Malonda1 Malonda2Das Leben einer Künstlerin ist ein bipolarer Freak. Geprägt durch den Kontrast des Konfetti-Gefühls und des keinen-interessiert’s-Moments. Pfui, da fallen einem Abgedroschenheiten wie „Achterbahn der Gefühle“ oder „Berg- und Talfahrt“ ein – so soll die neue Kolumne „Confessions of a Showgirl“ nicht klingen. Kann sie auch gar nicht, wenn sie ein Glanz-Kaliber wie Frau Malonda schreibt. Sie schillert und schrillert durch das Showgeschäft und nimmt Brainbitch ab sofort mit auf Tour. Bevor wir allerdings mit ihr auf die Bühne steigen, wollen wir doch erst einmal wissen, wer die Lady eigentlich ist, die hier nun in der drittten Person von sich spricht. Frau Malonda hat das Wort.

„Als Nachwuchs einer Krankenschwester und eines Massai-Stammesprinzen im Land des Schwarzen Goldes (Ruhrpott) gezeugt, war für Frau Malonda der Berufswunsch Märchenprinzessin quasi abgehandelt, noch bevor sie das Licht der Welt erblickt hatte. Astronautin, das wollte sie werden! Die Katastrophe von Tschernobyl, die sogar für das kleinkindliche Empfinden als bedrohlich klassifiziert werden konnte, war dem Wunsch den Planeten zu verlassen, um neue Welten zu entdecken, letztlich nicht gerade unzuträglich (erst viel später sollte sie in der Schule von Gene Roddenberry erfahren, dass sich solche Vorhaben als problematisch erweisen können). Das häusliche Erziehungsgefüge war vornehmlich von weiblichen Single-Müttern in der leiblichen und Pflegeversion geprägt und so wuchs sie in der haste-gute-Noten-biste-geiler-Mentalität der Arbeiterklasse Ende der 80er auf. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sich länger als ein Jahr für ein und dieselbe Tätigkeit zu interessieren.

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Malonda4aZwar tourte das Mädchen Malonda schon mit einem Konzertchor, spielte Theater und Musical, lernte Ballett, Gitarre und Klavier, aber in der elterlichen Karriereplanung hieß es dazu vor allem „Das sind alles schöne Hobbies, aber wenn du Astronautin oder noch besser Zahnärztin werden möchtest, musst du schon besser in Mathe sein.“ Spätestens in der Pubertät, als man die kalkulatorischen Felle davon schwimmen sehen konnte, begann die Ära der Rastlosigkeit. Frau lebte eine Weile in den USA und entschied nach ihrer Rückkehr, dass ihre Punkband, Pen & Paper Rollenspielrunden und LAN-Parties um einiges aufregender seien, als reguläre Schulbesuche. Dasselbe in anders während des Studiums. Sie meldete sich nicht zu einer einzigen Klausur in Makroökonomie an, ihr Talent als Zuschauerin bei Wettkämpfen in nordischem Skisport und Fußball oder als Photoshop-Perle glänzte dafür um so mehr. Nach halbherzigen Exkursionen in die Bereiche Journalismus und Marketing und weiteren zwei Jahren im Stuttgarter Nachtleben sollte durch die Teilnahme an einer Castingshow ein Wendepunkt in der Spur, die sich Karriere nennt, erreicht sein. Zwar hat die damals hauptberufliche Barschubse und Garderobiere nie eine einzige Folge im Fernsehen gesehen, aber Dabeisein war genug, um zu einer Rolle im Musical „König der Löwen“ zu verhelfen.

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Wer aber nun denkt, dass die Geschichte hier zu Ende ist, unterschätzt den inneren Krieg, der bei den meisten Menschen bis zum 27. Lebensjahr seinen Höhepunkt erreicht hat. Im gelben Zelt an der Elbe sollte diese Löwin vor allem in den Pausen brüllen und in ihrer Garderobe zum ersten Mal erleben, wie klein der Käfig der Unterhaltung ausfallen kann. Nach dem ein oder anderen Tief verließ sie die Welt, die nach vorne vorgab Disney zu sein wieder und nahm sich vor dankbar für das Gehalt und die Gewissheit, nie mehr als jemand anderes auf der Bühne stehen zu wollen zu sein. Eine Hamburger Showtruppe gleichgesinnter Frauen sollte ihre nächste kreative Heimat und letztlich Ausbildungsstätte werden. Diverse unbezahlte Auftritte und Solo-Liederabende später hat sich zuletzt deutlich bemerkbar gemacht, dass der Traumberuf endlich ausgeübt wird:
Madame ist dieser Tage eine in Berlin lebende Singer-Songwriterin, Kolumnistin und kann auf Kommando rülpsen. Laut. Während sie die Beine übereinander schlägt. Eine richtige Diva eben.“

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Danke an Philip Nürnberger für die tollen Fotos und Jenna Müller für das sagenhafte Make-up.