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Woran merkt man, dass man alt ist? Wenn man denkt, Slimani sei Salami oder die beliebteste Bibi sei noch immer die Blocksberg! Ok, alt ist ja relativ, aber wer diese „Stars“ nicht einzuordnen weiß, der fällt bei den 14-Jährigen komplett durch!

Youtube hat zwar die Weltherrschaft noch nicht, aber dafür die Macht bei der jungen Zielgruppe. Viele TV-Sender träumen mittlerweile von solchen Quoten, wie sie im Internet immer selbstverständlicher werden; viele Schauspieler oder Moderatoren träumen von so einem Monatsgehalt, wie es die jungen Wohnzimmer-Promis bekommen.

Bibis Beautypalace zum Beispiel hat über 1,6 Millionen Abonnenten. Die 22-jährige Bianca „Bibi“ Heinicke aus Köln versorgt als das Girlie von nebenan junge Mädchen mit Schmink- und Lifestyle-Tipps. Gelernte Experten sind die Lebenshilfe-Video-Blogger (Vlogger für die Pros) übrigens nicht, und das macht sie um so nahbarer! Nur um den Promi-Faktor nicht zu unterschätzen: Bibi und ihre Video-Kollegen Dagi Bee, „Die Lochis“ und Sami Slimani sind jetzt für die „Kids‘ Choice Award“ des Kindersenders Nickelodeon nominiert und teilen sich dort dann eine Bühne in Los Angeles mit Justin Bieber und  Co.

Werbedeals, Modeljobs, Tourneen, Fernsehauftritte, Merchandise – die Kassen klingeln. Über ihre Einnahmen dürfen die durchgestylten Karriere-Kinder nicht sprechen, aber es sickert immer wieder etwas durch: Laut der Süddeutschen erhält Nilam Farooq alias Daaruum angeblich nur für eine Produktplatzierung in ihren Videos 12 800 Euro pro Kooperation. Ein werblicher Post auf ihrem Instagram-Account soll 2970 Euro kosten. Das heißt, jede Wimperntusche, die sie in die Kamera hält, bedeutet Kohle.

Nilam Farooq ist 25 und ziert die Werbeplakate von Youtube. Ihren Kanal gibt’s seit 2010 – eigentlich entstanden aus Langeweile während der Zeit auf der Schauspielschule, wie sie selbst sagt. Bald knackt sie die Million an Abonnenten und die Karriere offline läuft auch: Soko Leipzig, Tatort und ein Moderationsjob beim angesehenen 99-Fire-Films Award, bei dem sie an der Seite vom alten TV-Hasen Jochen Schropp auf der Bühne stand. Dort haben wir sie uns mal ein paar Minuten geschnappt und konnten nachhaken, wie das so läuft, wenn alles läuft mit Youtube.

Hättest du dir diese Mega-Karriere mit Youtube so vorstellen können?
Nein, gar nicht! Mein Ding war immer die Schauspielerei, das ist es auch immer noch. Aber, dass dann etwas kommt, das ich eigentlich so nebenbei mache, alles andere überholt – das ist für mich immer noch unbegreiflich! Und das Thema Youtube wächst ja gerade auch so richtig. Die Medien nehmen das jetzt erst so langsam war. Wir sind da noch nicht am Peak angelangt.

Wie geht’s mit Youtube  weiter?
Es wird ernster genommen. Langsam wird begriffen, dass Youtuber nicht nur Leute sind, die sich da aus Spaß hinsetzen, sondern dass sie ihr Geld damit verdienen und dass es sich als Parallelbusiness, als ganze Branche bildet. Ob das immer Youtube sein wird, sei dahin gestellt, es geht um Web-Videos allgemein.

Youtuber sind in der jungen Zielgruppe Stars – wie gehst du damit um?
Ich freue mich so sehr für die Branche und für die einzelenen Kreativen, das sie davon leben können. Und dass man es immer weniger erklären muss.  Das macht mir Pressearbeit leichter, das macht mir das Zusammenarbeiten mit Firmen leichter. Aber ob ich mehr fotografiert werde und auf Covern bin, darüber denke ich eigentlich gar nicht nach.

Was rätst du Anfängern?
Jetzt, wo das Phänomen so groß wird, sollte der Antrieb sein, Spaß daran zu haben und nicht Geld damit verdienen zu wollen. Das muss aus der richtigen Motivation heraus passieren. Wenn es keinen Spaß macht, dann hat man nämlich die notwendige Geduld nicht.

Du filmst dich in allen Facetten: ungeschminkt, weinend oder essend. Gibt es ein Video, das du bereust?
Ich bin sehr vorsichtig mit meinen Videos. Ich überlege, bevor ich etwas sage oder ins Netz stelle und schau mir alles auch sorgfältig an. Es gibt ein paar Sachen, da sag ich heute, das war eben pure Unterhaltung. Aber es gibt jetzt nichts, wo ich sagen kann, dass ich nicht dahinter stehe.

Bist du selbstkritisch?
Da muss man unterscheiden zwischen mir Nilam und der Videoproduzentin Daaruum. Als Privatperson ja, aber als Daaruum sage ich: Youtube ist eine Unterhaltungsplattform. Es ist jetzt nicht so, dass ich sage ‚Oh mein Gott, da hab ich Lippenstift auf den Zähnen, das lade ich niemals hoch.‘ Als Mensch bin ich natürlich wesentlich tiefgründiger, als es Daaruum in Videos widerspiegelen kann. Aber da muss man halt schauen, wie man solche Inhalte bei Youtube ausarbeitet.

Wieviel Planung steckt hinter einem deiner Videos?
Das kommt ganz auf das Video an! Wenn ich ein Video mache, das sich mit Politik, oder Blutspenden beschäftigt, dann ist da sicherlich mehr Planung dahinter. Denn da möchte ich kein gefährliches Halbwissen an junge Menschen weitergeben. Aber ansonsten mache ich das frei Schnauze. Natürlich habe ich im Kopf ein bisschen eine Struktur, zumindest davon, wo ich anfangen will und wo ich aufhöre. Also 97 Prozent meiner Themen entstanden nicht im Vorhinein mit einem Stift und einem Blatt Papier.

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                                                                                                                  Fotos: Youtube, Brainbitch