Fiona Erdmann

Das Kapitel „Germany’s Next Topmodel“ ist bei Fiona Erdmann bald acht Jahre her, aber der Stempel bleibt. Zicke, Lästerschwester, Bulimikerin – auch nach dem Dschungelcamp reißen die Titel nicht ab. Und die Anonymität im Internet treibt Neider an, richtig gehässig zu sein. Wie fühlt es sich eigentlich an, bei Facebook ständig Beleidigungen löschen zu müssen? Die ehrliche Antwort gibt’s im Brainbitch-Interview – sorry, aber zickig wird’s nicht…

Stört dich dein Image?
Es stört mich natürlich sehr, weil ich mich so nicht sehe. Ich bin allgemein sehr ehrlich und sage, was ich denke. Dieses Temperament wird dann als Zickigkeit ausgelegt. Ich wünsche mir manchmal, dass man unvoreingenommen auf mich zugeht. Ich gehe ja auch auf andere zu und will wissen, was für ein Mensch mein Gegenüber ist.

Ist es nicht ein absurdes Gefühl beim Kennenlernen, wenn dein Gegenüber denkt, dass es dich kennt?
Das ist nicht nur komisch, das macht mich auch oft wütend. Am schlimmsten finde ich es, wenn die Leute ihre Vorurteile ungefiltert raushauen: ‚Arbeite doch mal auf einem Bau, dann weißt, du was harte Arbeit ist‘, höre ich schon des Öfteren. Und dann brodelt es in mir hoch! Wenn man mich kennt, weiß man, dass ich sowohl körperlich als auch psychisch viel an Arbeit zu bewältigen habe. Ja, viele denken echt, dass ich nichts anderes mache, als mich zu schminken und abends über den roten Teppich zu laufen.

Welche deiner Eigenschaften hätte man im TV mehr sehen sollen?
Auch wenn mir mein Ehrgeiz negativ ausgelegt wurde, mag ich an mir, dass ich einen starken Willen habe. Ich gehe Dinge professionell an und bin euphorisch, mit Bock und Spaß an der Sache. Ich habe noch nie verstanden, warum man mir bei „GNTM“ sagte, dass ich „zu ehrgeizig“ sei. Soll man nicht ehrgeizig sein, alles geben und gut in etwas sein? Warum kommen Leute mit Null-Bock-Einstellung in Deutschland eigentlich so weit? So bin ich nicht und wenn ich damit nicht ins Schema passe, dann ist es eben so.

Im Dschungelcamp konnte man mehrere Seiten von dir sehen. Hat die Show deinem Image gut getan oder bereust du es?
Ich bereue den Dschungel auf keinen Fall, bis heute bin ich dankbar dafür. Ich sehe es als Privileg, dort hingehen zu dürfen, ein Abenteuer zu erleben und dafür auch noch bezahlt zu werden. Mein Image hat sich dadurch nur verbessert. Man kann dort nämlich ab einem gewissen Punkt nicht schauspielern, sondern zeigt sich, wie man wirklich ist. Man hat endlich mal gesehen, dass ich viele Seiten habe. Klar, dieser Bulimie-Stempel war nicht schön. Das hat mich schon geschockt und mitgenommen. Aber ich weiß ja, dass es nicht so ist und dass es meinem Körper einfach nicht gut ging in Australien. Wenn man mich kennt, weiß man, dass ich leidenschaftlich gern esse und nicht auf Kalorien achte.

Findest du, dass die Anonymität im Internet Cyber-Mobbing fördert?
Absolut. Die Hemmschwelle im Internet ist nicht hoch, weil die Leute denken, es gibt keine Konsequenzen. Es ist doch vollkommen okay, jemanden nicht zu mögen. Aber wildfremde Menschen nieder zu machen, das verstehe ich nicht. Ich gebe nicht mehr viel drauf, wenn man mir unreflektierte Beleidigungen wie ‚dürre Schlampe‘ an die Pinnwand klatscht.

Was trifft dich mehr?
Wenn die Leute sich mit mir befassen und dann persönlich werden. Das tut mir dann schon mehr weh. Wenn man mich nur beleidigt, dann ist da meiner Meinung nach nicht viel dahinter. Da lässt halt jemand seinen Frust ab. Aber wenn es längere Hasstexte über mich sind mit mehreren Aspekten, dann denk ich schon hin und wieder darüber nach. Und wenn das dann öfter kommt, dann fragt man sich irgendwann, ob da etwas dran ist. Danach hat man das Gefühl, Dinge falsch zu machen oder falsch zu sein. Das macht mir Druck und kontrolliert mich in meinem Sein. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass das an mir spurlos vorbei gehen würde.

Bekommt man mit der Zeit nicht ein dickeres Fell?
Das sind verschiedene Phasen: Am Anfang stört es einen, dann baut man aber ein dickes Fell auf. Dann steht man drüber. Irgendwann bröckelt die starke Fassade aber wieder. Man hat im Privatleben ja auch Höhen und Tiefen und dann ist man anfälliger für Kritik. Man wird unsicherer. Bei mir ist das jedenfalls so. Ich habe mich vor zwei Jahren definitiv weniger von anderen Leuten und Meinungen beeinflussen lassen.

Wie sollen dich die Menschen sehen?
So wie ich bin: Ich bin ein sehr bedachter Mensch, ich mach mir viel Sorgen und bin emotional viel bei anderen Menschen. Ich bin kinderlieb und ein Kuschelmensch – jetzt höre ich auf, sonst klingt das wie eine Kontaktanzeige (lacht).

Was kannst du den Leuten entgegenbringen, die denken, dass du dich den ganzen Tag lang schminkst?
Jeder Tag sieht bei mir anders aus, langweilig wird’s nicht: Manchmal sitze ich von morgens bis nachts an meinem Shop „Milumée“ und entwickle die Marke weiter. Ich designe Henna-Tattoos, Schmuck, Kleidung. Außerdem schreibe ich Konzepte fürs Fernsehen und Projekte, die ich umsetzen möchte. Oder aber ich habe einen Job als Model oder im TV, für den ich durch die Gegend jette. Und dann bin ich nebenbei ja noch ein ganz normaler Mensch: Ich muss auch noch Wäsche waschen oder den Haushalt machen, wie jeder andere auch. (lacht)