Ladies-Schnack mit Musikerin Y’akoto: Die Weltenbummlerin hat nicht nur Stimme und Style – sie hat auch was zu erzählen.
In welchem Land hast du die Frauen mit dem größten Selbstwertgefühl kennengelernt?
In Deutschland ist es ja so, dass eine Frau alles machen kann. Das ist ein unglaublicher Luxus, keine Politik oder Religion untersagt Frauen etwas. Frauen in Europa sind selbstsicher, das bedeutet aber nicht Selbstwert für mich. Es gibt immer Ausnahmen. Aber für mich ruhen die Frauen in Italien in sich. Das sind schon richtig tolle Frauen.
Ich finde, sie tragen ihre Weiblichkeit mit stolz…
Ja. Das sind richtige Ladies. Auch die älteren Damen sind super, die an der Straße sitzen und ihren Espresso trinken – mit Stil. Es war auch für mich cool, dort mit der Plattenfirma zu arbeiten, denn die ist fast komplett in weiblicher Hand.
Du reist unglaublich viel und stehst auf Vintage: Wo ist der coolste Flohmarkt auf der Welt?
Den coolsten Markt habe ich in Nairobi in Kenia gefunden. Dort gab es wirklich ausgefallene Klamotten und Schmuck. Das kann mir keiner nachkaufen, außer er kennt genau diese Ecke und diesen Händler. In Los Angeles gibt es auch tolle Fleamarkets und dann – das klingt jetzt provinzmäßig, war ich tatsächlich in Bonn mal auf einem fantastischen Flohmarkt. Da hatten sie auch so tolle Gemälde, ich interessiere mich ja im Allgemeinen für antike Sachen.
Dann interessiert mich, wie deine Wohnung eingerichtet ist…
Ich wohne in einer Zweizimmer-Wohnung und die ist spärlich eingerichtet: In dem einen Zimmer gibt’s nur ein Klavier, einen Tisch und einen Spiegel. Dort arbeite und tanze ich, konzipiere das Styling. Im anderen Zimmer stehen mein Bett und meine Bildersammlung. Ich sammle zeitgenössische Kunst und deshalb hängt alles voll mit Kunst. Und ich mag gerne Holz.
Wo ruhst du in dir?
Überall am Meer. Setz mich am Strand aus und ich fühl mich wohl. Mit der Luft, dem Geruch und den Menschen, das gibt mir sehr viel. Am Strand sind immer alle gut drauf.
Was hat dich für deine aktuelle Platte „Moody Blues“ inspiriert?
Das pure Bedürfnis, eine Fortsetzung zu „Baby Blues“ zu machen. Ich hatte mich mit der ersten Platte vorgestellt und dann so tolles Feedback bekommen! Ich finde das Wort Fans so doof, aber die Leute, die zu meinen Konzerten kamen, haben mir so viele Freude gegeben. Ich habe noch so tolle Oldschool-Briefe bekommen. Von allen Altersgruppen. Von zehn bis 80. Das hat mich inspiriert, das war bewegend.
Unterscheidet sich dein Publikum von Land zu Land?
Ja! Das Publikum in Frankreich ist sehr jung und hipp, die afroeuropäische Hipster-Szene kann sich mit mir identifizieren. Wir finden ineinander Bezugspersonen. In Italien sind es viele Frauen, Fashionistas. In Deutschland sind es auch viele Ältere, die das Afrikanische interessant finden.
Du arbeitest mit Max Herre – in einem anderen Interview las ich, dass er wie ein Bruder für dich ist…
Ich mag Max sehr. Bruder habe ich ihn nie genannt – da musste ich schon schmunzeln, als ich das sah. Ich habe nur gesagt, dass ich mich bei ihm gut aufgehoben fühle. Man geht ins Studio, da ist man intensiv zusammen und dann geht man wieder heim. Studioaufnahmen sind nicht so romantisch, wie alle tun. Da ist viel Logistik dabei, wer kann wann und so weiter. Es ist nur toll, wenn man Menschen gefunden hat, die zum musikalischen Konzept passen. Und das tut Max zu Hundert Prozent. Wir haben es geschafft, einen eigenen Sound zu schaffen.
Du bist auch mit seiner Frau Joy Denalane befreundet – sie gilt als Powerfrau. Was zeichnet für dich eine starke Frau aus?
Eine starke Frau zeichnet aus, dass sie weiblich ist und zu ihrem Frau-Sein steht. Eine Frau, die in einer hohen Position nicht versucht, wie ein Mann zu sein, sondern wie eine Frau handelt. Männer sind anders und das ist auch gut so. Stark ist für mich, auch schwach zu sein und das auch offenlegen zu können.
Kannst du zu Stärken und Schwächen stehen?
Ich bin völlig okay damit zuzugeben, dass ich starke Tage habe, aber auch Tage, an denen ich komplett verunsichert bin. Da fragt man mich dann, was ich essen will und ich hab dann keine Ahnung. Wenn man stark auftritt, nimmt jeder an, dass man auch durchgehend stark ist. Mir geht das auf die Nerven. Man mutet dann diesen Menschen zu viel zu und die kommen nach Hause und sind überfordert. Das ist auch ein Thema auf „Moody Blues“. Beyoncé hat das auch in ihrem letzten Album verarbeitet. Wir Frauen sind zu streng, wir sind wunderbar darin, uns gegenseitig fertigzumachen. Der Anspruch perfekt zu sein ist Banane, da schießen wir uns selbst ins Bein. Wir Frauen müssen uns unterstützen und zusammenhalten. Das ist für mich völlig klar, ich will ich auch mal schwach sein dürfen.
Foto: Bob Pixel