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Flüchtlinge. Migranten. Menschen. Wenn die Worte eine Wertung bekommen, hören wir nicht mehr auf das faustgroße Organ, das unseren Takt im Leben schlagen sollte. „Es ist eine Krise der Solidarität, nicht eine Krise der Zahl“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gestern. Ohne Wertung über den Fremdenhass in Deutschland zu sprechen, wäre Brainbitch nicht möglich. Aus diesem Grund, der Hitzigkeit, blieb es die letzten Tage zu diesem Thema hier still. Brandstiftung, Proteste, Gewaltübergriffe – die Täter geben von allein ein Bild ab, das hier nicht noch nachgezeichnet werden muss. Viel lieber male ich die Welt so bunt, wie sie an manchen Stellen hierzulande auch ist:

Gestern war ich  bei der Berliner Stadtmission der evangelischen Kirche und habe Kleiderspenden abgegeben. Was ich dort erlebte: miteinander statt gegeneinander. Schon in der  Einfahrt des Vereins in der Lehrterstr. 69 staute es sich. Vor mir lauter Autos bis oben voll gepackt mit Klamotten für Bedürftige. Ein schönes Gefühl. „Im Moment kommen täglich ungefähr 2-3 LKWs voller Spenden an“, erklärt mir der freiwillige Helfer. Wegen des enormen Spendenaufkommens kann man in Berlin tatsächlich nur noch hier seine Kleider abgeben. Ungefähr zehn Leute helfen Tag für Tag in ihrer Freizeit hier mit, die Sachspenden zu sortieren und verteilen. Und jeder ist Willkommen.

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Und genau das erlebte ich auch in Hamburg. Nicht nur, dass hier viele Geschäfte und Märkte das Spenden noch vereinfachen, in dem man Dinge kaufen kann und sie dort zurücklassen kann, weil sie abgeholt werden (Budni zum Beispiel ist easy), es gibt auch zahlreiche Aktionen für die Integration.

Auf dem Karolinenplatz neben den Messehallen, der Unterkunft von 1200 Refugees, wird samstags mit der Nachbarschaft ab 15:00 Uhr gegrillt. Es ist ein Kennenlernen und Beschnuppern der Hamburger und ihren neuen Bürgern. Jeder kann kommen, sollte etwas Essen mitbringen und offen für Gespräche aus anderen Ländern sein.

Die Website „Welcome Dinner Hamburg“ organisiert sogar ein privates Zusamenkommen am Esstisch. Wer sich hier anmeldet, kann Eiwanderer zu sich einladen und einen gemütlichen Abend mit Dinner gestalten. Auch hier: Das Angebot kam so gut an, dass die Wartezeit mittlerweile 6 Wochen beträgt.

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Als ich um 21:00 Uhr noch in die Messehallen kam, begegneten mir viele Helfer. Sie erzählten mir, dass viele spontan kommen, Kleider abgeben und dann aber mitanpacken. Tag und Nacht.

„Initiativen zur Unterstützung von Flüchtlingen sprießen deutschlandweit aus dem Boden. Sprachkurse, Hausaufgabenhilfe, Kinderbetreuung, Fahrdienste, Begleitung zu Ärzten und Behörden – dies alles wird mit ungeheurem Einsatz gestemmt“, sagt die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl.

Und ist eure Facebook-Chronik nicht auch voll mit Bildern von Freunden, die freiwillig helfen oder Artikel zum Thema posten? Also: Ich sehe kein Nazi-Deutschland. Was haben die „auf-Kinder-uriniernde-S-Bahn-Spacken“ schon für eine Macht gegen Herzensmenschen?!

Wer helfen möchte und nicht weiß, wie und wo: Zeit Online hat mal einen übersichtlichen Artikel dazu verfasst: http://www.zeit.de/politik/2015-08/ehrenamtliches-engagement-fluechtlinge

                             
 


                                        Fotos: Brainbitch, US NAVY