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Ich fühle mich wirklich vom Universum verarscht: Nachdem ich ‚Hasta La Vista, Haare‘ gesagt habe und die Laser-Pistole drauf halten lasse, begegnen mir überall Schamhaare.

Die Debatte um Achsel- und Schamhaar taucht ja immer wieder auf: Zunächst verspürte ich ein gedankliches Zucken als untenrum behaarte Schaufensterpuppen bei American Apparel auftauchten, dann postete Madonna ein Bild mit Achselhaar-Toupet und Aufruf zur Buschliebe. Und der neueste Schicksalsschlag: Im Film „Shades Of Grey“ wurden Schamhaare in der Postproduktion digital eingearbeitet. Ist der Mainstream-Streifen nun der Beweis dafür, dass der Trend tatsächlich wieder zum Wildwuchs geht? Bitte nicht! Nicht weil ich grundsätzlich haarnoid bin, nein, ich finde das soll jeder so machen wie er will, aber ich – und jetzt wird es etwas persönlich – habe mich für dauerhafte Haarentfernung entschieden. Alle acht Wochen verlangt der Wachstumszyklus meiner Härchen eine weitere Dosis Xenonlicht, nach zehn Sitzungen pro Partei ist dann der Körperwald gerodet.

Ich fand den Gedanken, mir nie wieder beim hektischen Rasieren Hautfetzen vom Bein zu schälen, mich nie wieder mit diesen lästigen Bikini-Zonen-Post-Rasur-Pickelchen rumschlagen zu müssen und zu jeder Eventualität mit glatter Haut gewappnet zu sein, einfach überzeugend. Und jetzt immer wieder diese Lobhudeleien auf den Busch: Was wenn tatsächlich irgendwann ALLE wieder Haare tragen – und ich kann nicht mehr mitmachen? Verändert sich unsere Gesellschaft gerade? In allen anderen Bereichen wird’s schließlich auch immer mehr Bio…

„Auf keinen Fall. Am Ende ist es im wahrsten Sinne des Wortes Geschmackssache – wer will schon unnötiges Gefussel im Mund haben beim Oralsex!“, sagt Jens Hilbert. Und er muss es ja wissen: Er ist der Chef der Firma Hairfree, wird in den Medien gern als  der Prinz der Haarentfernung tituliert. Sein Business boomt und das beruhigt nicht nur ihn sondern auch mich. „Wir merken seit Jahren einen Anstieg der Menschen, die an allen Stellen, insbesondere an den delikaten, haarfrei sein wollen. Gerade junge Leute finden Haare unästhetisch und daran ändert auch ‚Shades of Grey‘ nichts. Die heute 35-45 Jährigen befinden sich noch in der Umdenke. Wo früher noch Haare sprießen durften, merken gerade Geschiedene oder Saunagänger, die sich sexuell neu orientieren, dass sich da einiges getan hat.“

Und die letzte Studie zum Thema gibt ihm recht: Die Uni Leipzig fand heraus, dass neun von zehn der bis 25-Jährigen Frauen ihr Schamhaar ganz oder teilweise entfernen. Und auch die Achseln werden nach wie vor traktiert – eine realistische Zukunftsmalerei ist die Nena-Gedenk-Achselfrise also auch nicht.

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