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Bei der Echo-Verleihung haben wir uns in diese Frau verliebt: Auf den ersten Blick fiel ihr schönes Dekollté auf, auf den zweiten Blick viel Herz und Ehrgeiz. Sängerin Marla Blumenblatt ist also eine Brainbitch. Wir unterhielten uns lange über den Geschlechter-Kampf im Musikbusiness – ob es Fluch oder Segen ist, als talentierte Künstlerin gleichzeitig Sexfantasie zu sein. Das Gespräch mit der 60er-Pop-Prinzessin hat uns so gut gefallen, dass wir sie baten, einen Text für diesen Blog zu verfassen. Voilà…

Hallo, ich bin Marla Blumenblatt und ich behaupte, es gibt einen Geschlechterunterschied im Musikgeschäft. Als Außenstehender würde man sicherlich glauben, dass es Frauen im Musik-Business leichter hätten. Genau das Gegenteil ist der Fall! Wir müssen uns dafür nur die Charts und das deutschsprachige Genre ansehen: Ich kann die Frauen an einer Hand abzählen, brauche dafür nur meine 5 Finger. Es sind genau zwei Damen aus dem Schlager, Helene Fischer und Andrea Berg, die sich Jahre lang neben dem Pop-Geschäft aufgebaut haben und „plötzlich“ die Chartsspitze über lange Zeiträume belagern. Dann wäre da noch Nena, die ab und zu noch ein Album macht, weil sie Bock hat. Ina Müller, die in Deutschland immer ankommt. Und Gott sei Dank mischt seit kurzem eine  Künstlerin aus dem Hip Hop mit, Schwesta Ewa. Der Rest der Charts ist eine traurige Wüstenlandschaft für Frauen. Sie werden von deutschsprachigen Männern oder englischsprachigen Genres dominiert. Die Plattenfirmen setzen auf männliche Themen, weil sie sich sicher sind, dass die weibliche Fanbase die Platten sowieso kauft.

Das Musikbusiness versucht, das perfekte Paket für den Endverbraucher zu schaffen. Dies sieht meistens so aus: das nette Mädchen von nebenan, das nicht aneckt, Typ Nachbarin. Sie soll nicht zu viel Meinung haben, die Ecken und Kanten sollen rausgefeilt werden.  Zu sexy soll sie auch nicht sein, denn Sexappeal ist nur was für das One-Hit-Wonder. Warum? In Amerika sieht das ganz anders aus: Superstars wie Rihanna, Katy Perry oder Beyoncé spielen immer mit ihrem Körper und den Reizen, sie verdrehen der ganzen Welt den Kopf – gut so!

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Natürlich hat das Spiel mit den Vorzügen auch seine Schattenseiten. Die unmoralischen Angebote sind gang und gäbe. Als Frau muss man wissen, ob man diese Angebote eingehen will oder ob dieser Move schadet. Ein gekränktes männliches Ego in Chefetage kann mehr kaputt machen, als Gutes tun. Wir Frauen müssen unseren Kopf einschalten, bevor wir den Körper benutzen.

Bei mir persönlich ist es so: Ich war immer schon eine Kämpferin und hab mir jede Position hart erarbeiten müssen. Mir wurde nie etwas geschenkt, deshalb hat es mich umso mehr gefreut, dass ich 2007 mit 21 Jahren als Tänzerin im weltberühmten Cabaret „Crazy Horse“ in Paris mit offenen Armen empfangen wurde. Von da an war ich von lauter starken und selbstbewussten Frauen umgeben. Das war wie ein Outing für mich: von der schüchternen Ballett-Minimaus zur selbstbestimmen Frau. Der Laden wird von Ladies geführt und die hatten zwar Ellbogen – aber die wurden nie gegeneinander eingesetzt, man hat sich gepusht und unterstützt. Klar, ging es dort um das Nacktsein, aber in einer künstlerischen und freien Form. Das hatte nichts mit Sexismus oder Diskriminierung zu tun. Dadurch hat es mich sehr in meinem Frausein gestärkt und auch mein Selbstbewusstsein gepusht. Ich weiß jetzt, dass man sein Sexappeal ruhig einsetzen kann, ohne eine Bitch zu sein. Man muss sich zwar immer möglichen Konsequenzen bewusst sein, aber jede darf zu seiner Weiblichkeit stehen und sollte das in seinem Maß auch ausleben.

Mittlerweile hab ich auch  in Deutschland tolle Frauen kennengelernt, die in allen möglichen Positionen der Medienwelt und der Kunst tätig sind. Das gibt mir die Sicherheit, dass wir auf  Dauer etwas an der Darstellung der Künstlerinnen verändern können. Wenn wir zusammenhalten und gegenseitig helfen! Ich finde es reicht langsam, dass die präsenten Frauen im Musikbiz oft nur als Anhängsel, „Die Freundin von“ und „hatte eine Affaire mit“ etabliert werden. Dass sie sich ihren Weg hart erarbeitet haben, bleibt da gerne auf der Strecke. Es reicht auch, dass viele talentierte Mädels in Deutschland wie die Kellerasseln im Studio verschwinden, um die Hits für die Männer zu schreiben!

Ein Klick zu ihrer neuen EP „Sag einfach Ja“