Skype ist schuld! Hätte meine Freundin den Typen real-life kennengelernt und hätte er sich nicht in ihr Herz videotelefoniert, wäre alles anders, sagt sie. Denn jetzt hat sie einen tollen Freund, eigentlich den Kerl fürs Leben, aber kommt nicht so easy aus der Nummer raus. Nicht ohne Herzschmerz und Traurigkeit. Das Problem: Sie kann ihn einfach nicht riechen. Sein Körpergeruch passt ihr nicht.
Als sie mir beim Kaffee verzweifelt erzählte, dass sie am liebsten nur mit dem tollen Mann telefonieren will, musste ich erst schmunzeln – bis mir auffiel, dass diese Situation wirklich stinkt. Wie bitter ist das für eine Frau, sich eigentlich nach einem Mann zu verzehren, es ihr beim Genuss dann aber schlecht wird? Wie schlimm ist es bitte, einem attraktiven und hygienischen Mann zu sagen, dass man seinen Körperduft nicht erträgt? Wie doll schmerzt die Schelle für den Mann? Demütigend ist es für beide!
Das Paar hat das Thema angesprochen, er hat das Rauchen aufgehört, seinen Körper entgiftet, verschiedene Cremes und Düfte ausprobiert – er stinkt ja nicht, die Biochemie stimmt einfach nicht zwischen den beiden. Und das ist der Liebeskiller Nummer Eins, wie die Gespräche mit Medizinern und Psychologen für diese Recherche ergaben:
350 Riechrezeptoren hat der Mensch. Wir sind Spürnasen mit Duft-Detektoren, mit denen wir rund 10.000 Gerüche wahrnehmen. Drei Prozent unseres gesamten Erbguts sind dem orientierenden Riechen, Schnüffeln und Wahrnehmen von Gerüchen verpflichtet. Und die Wissenschaft belegt’s: Das vomeronasale Organ verhilft im Liebesleben zum Homerun, zum Strike, zum Jackpot – mit anderen Worten: Wer ficken will, muss riechbar sein. Auch wenn der Mann (mit oder ohne Alk) auch ohne das Organ zum Sex rumzukriegen ist, eine Frau nie. Sie muss den Mann wirklich riechen können.
Und das gilt auch für Beziehungen: Unsere Nase sortiert gleich nach potenziellem Mr. Right und Stinker. Die für die Partnerwahl entscheidenden Duftstoffe sind Abbauprodukte unseres Immunsystems, sie geben uns Aufschluss darüber, wie es um die Gesundheit des anderen steht, welche Krankheiten ihn belasten könnten und gegen welche er geschützt ist. Haben die Partner unterschiedliche Immunsysteme, greift die evolutionäre Bestimmung. Der Evolutionsbiologe Claus Wedekind von der Universität Bern fand heraus, dass Menschen vor allem den Duft, der sich von ihrem eigenen stark unterscheidet, als attraktiv einstufen. Die verschiedenen Nuancen entstehen unter anderem durch bestimmte Gene (MHC, Major Histocompatibility Complex), die durch die Aktivitäten des Immunsystems geprägt sind. Sind die Gen-Profile von Männlein und Weiblein besonders unterschiedlich, ergänzen sie sich nicht nur bombe, ihre Babys werden auch gesund.
Was rate ich jetzt meiner Freundin? Mit einer Wäscheklammer an der Nase Sex haben und die Natur ignorieren? Oder vielleicht doch ihre Nase über das Liebesschicksal entscheiden lassen? Vielleicht können sie Freunde bleiben, ihre Nase und sein Duft…