Sie ist nicht einfach ein weiterer Spross der Lyrik-Popper, die überall aus dem deutschen Musikboden schießen – Mine ist eine smarte Frau mit Quergedanken: Brainbitch hat die 29-jährige Mainzerin zum Gespräch gebeten, weil sie ihre aktuelle Single „Essig auf Zucker“ komplett in Gebärdensprache übersetzt hat. Aber lassen wir sie sich am besten selbst erklären.
Wie kamst du darauf, Gebärdensprache zu lernen?
Ich war auf einem Poetry Slam, der in Gebärden übersetzt wurde. Mir fiel auf, dass ich damit überhaupt keinen Kontakt hatte bislang und finde die Sprache sehr interessant und auch ästhetisch. Deshalb wollte ich das lernen und in einem Musikvideo verbauen. Dank der Hilfe von Svenja Markert, Dolmetscherin für Gebärdensprache, hat das auch ganz gut geklappt.
Deine LiveDVD zusammen mit dem Orchester wurde über Crowdfounding finanziert. Ist das für dich der Zeitgeist der Kunst?
Für mich war es in erster Linie die einzige Möglichkeit, das Projekt umzusetzen. Es war nicht so, dass ich dachte: ‚Hey, das ist doch voll hip, das will ich auch mal ausprobieren‘. Es war eher so: ‚Geil, ich habe eine Möglichkeit das Projekt umzusetzen‘. Ich finde, man sollte das nicht überreizen, weil solche Anfragen an die Zuhörer auch nervig werden können. Außerdem ist es mir lieber, wenn ich etwas mache und die Leute von selbst aus Bock haben, was zu geben und nicht, weil ich sie darum bitte. Trotzdem finde ich es eine gute Sache.
Kannst du mittlerweile von der Kunst leben oder arbeitest du noch nebenbei an der Uni?
Ich arbeite noch an der Uni, wobei sich die Zeit, die ich anderweitig investiere, wesentlich verkleinert hat. Das freut mich natürlich sehr. Aber ich habe auch immer noch am Unterrichten Spaß, solange es sich in Grenzen hält.
Was war das schönste Kompliment für dein neues Album „Das Ziel ist im Weg“ bisher?
Schwierig zu sagen. Am allertollsten finde ich, wenn die Leute, die am Projekt mitarbeiten, das Album gut finden. Da reicht mir schon ein Grinsen und Nicken. Das ist das Beste.
Liebe Mine, da es bei Brainbitch ja um starke Fauen geht, stellen wir dir nun zehn Fragen zu unserem Kosmos, die wir künftig allen Interviewpartnern stellen werden. Los geht’s:
Mit welcher beispielhaften Frau aus der Geschichte würdest du dich gern mal unterhalten und was würdest du sagen?
Amy Winehouse. Trink nicht soviel…
Was war der beste Ratschlag, den du in deinem Leben bekommen hast?
Dass ich mir nicht so viele Gedanken drüber machen soll, was die anderen wollen, sondern mehr, was ich gerne will.
Bist du Feministin?
Das ist immer die Frage, ab wann man Feministin ist. Für mich ist die Gleichstellung der Frau absolut Normalität, deshalb setze ich mich nicht groß ein. Ich bin eher schockiert, wenn das für manche Menschen noch nicht ganz angekommen ist. Ich wurde eher selten damit konfrontiert, aber wenn, dann hab ich schon immer kurz Bock mich aufzuregen.
Warum hallt das Wort Feminismus deiner Meinung nach so negativ durch die deutsche Gesellschaft?
Weil Frauen lieber süß und sexy gesehen werden als schlau und innovativ.
Was weißt du heute, was du mit 16 noch nicht wusstest?
Dass Spinat saugeil schmeckt
Was ist dein Lieblingsschimpfwort?
Pfosten.
Was denkt keiner von dir?
Öhm… Dass ich aussehe wie Arnold Schwarzenegger?!
Wann und wie hat man zum letzen Mal versucht, dich in eine Schublade zu stecken?
Ich mache Musik – ich denke, das macht man automatisch. Ich hab auch nix dagegen. Ich denke, das macht ja jeder so ein bisschen heimlich für sich. Das kann man auch gar nicht verhindern.
Welches Buch sollte jede Frau deiner Meinung nach gelesen haben?
Bibi Blocksberg Kasetten.
Von welcher Zukunft träumst du?
Na – Weltfrieden.
Fotos: Simon Hegenberg