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Schweißband, Stulpen, Sportbody. In den 80er brannte sich eine Fitnessbarbie namens Jane Fonda in die VHS-Rekorder. Danach war sie mal Schwiegermonster, mit 78 Jahren ist sie heute die Grand Dame in der Netflix-Serie „Grace & Frankie“ und spült das Verlassen werden und das Outing ihres Mannes mit ordentlich viel Wodka runter. Ich habe einiges unterschlagen, ich weiß, sie sexrevolutionierte schließlich 1968, als die heiße Astronautin Barbarella spielte – worauf ich aber hinaus will ist, dass diese Frau eine Art Galionsfigur in der amerikanischen Frauenbewegung ist. Sie ist Feministin. Sie ist eine Brainbitch.

„Frauen haben ein Grundrecht darauf, sich selbst zu verwirklichen. Egal, ob sie zu Hause bleiben, Kinder aufziehen oder im Beruf Karriere machen. Sie haben das Recht auf gleichen Zugang, gleiche Möglichkeiten wie ein Mann. Das ist Feminismus“, sagt sie. Unter anderem schrieb sie in einem Essay in Lena Dunhams „Lenny Letter“, dass sie erst spät zur Feministin wurde und sie einiges aufzuholen hat: „Als ich 60 wurde und meinen dritten und letzten Abschnitt begann, entschied ich, egal wie erschreckend es sein mag, dass die Wunden verheilen müssen, die mir das Patriarchat zugefügt hatte. Ich wollte nicht am Ende meines Lebens ankommen, ohne alles probiert zu haben, um eine komplette Frau mit einer lauten Stimme zu werden.“

Es sind tatsächlich viele Schrammen, die sie zu verarzten hatte: Der Vater sagte ihr, sie sei fett und beschloss somit ihre schwerwiegende Essstörung. Nachdem sich ihre Mutter umgebracht hatte – da war Fonda 12 – heiratete ihr Vater eine Frau, die nur neun Jahre älter war. Ihr gestörtes Selbstbild und Männerbild führte schließlich zu unzähligen gescheiterten Beziehungen mit Gewalt, Betrug und Drogen, drei mal ließ sie sich scheiden.

Egal ob in der Ehe oder in Hollywood – sie wurde von Männern diktiert: „Das hypersexualisieren in Hollywood ist auf jeden Fall auch sehr gefährlich. Das betrifft uns alle, auch junge Mädchen, die ihre Identität suchen. Das ist leider nichts Neues. Ich habe in den 50ern schon vieles ertragen müssen. Der Regisseur meines ersten Filmes wollte, dass ich Gummibrüste trage. Und dann sollten mir die Backenzähne gezogen werden, weil ich nicht gut genug war, so wie ich war“, sagt sie in der Dokumentation „Miss Representation“ (gibt’s auch gerade bei Netflix, sehr zu empfehlen).

Konkret: Vom 13.  bis zum 37. Lebensjahr war ihr Alltag von der Bulimie beherrscht. Sie ernährte sich nur von Erdbeerjoghurt, Speed und Zigaretten. Nach außen strahlte sie als gefeierte Schönheit, doch innerlich fühlte sie sich wertlos und hässlich. Ich hatte das große Glück meine Lieblings-Feministin zu treffen. Es ist nun schon einige Jahre her, aber ich werde es nie vergessen, wie sie mit mir über ihre Ehemänner gesprochen hat, über Lebensabschnitte die nicht schön waren und sie trotzdem zu dem machten, was sie heute ist. Sie erzählte mir, was ihre vielen Therapeut geraten hatten. Warum sie als Mutter vieles falsch gemacht hat und nun als Großmutter besser macht. Am Ende des Gesprächs fragte ich sie, ob ich sie nicht auch als Oma adoptieren könne …

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Fotos: Netflix, privat