Na-na-na-na-na nanananananaaaaa alright alright. Na, bei welchem 90er Kind klingelt’s schon? Dieser Song war der Ruf der täglichen Dosis meiner persönlichen Girl-Power-Bewegung. Denn 1995 bekam meine Mädchenarmee der aufmüpfigen und toughen Heldinnen wie Bibi Blocksberg oder Mila Superstar ihre coolste Anführerin: Clarissa. Sie drückte dem Feminismus keinen Stempel auf, und doch lebte sie sie einfach, die Gleichberechtigung und ihre lässige Vorbildfunktion. Diese Woche erst kam die Meldung, dass Melissa Joan Hart eventuell eine Fortsetzung drehen wird – bei aller Liebe, bitte nicht. Es war so perfekt. Clarissa Darling könnte heute auch Journalistin sein, bestimmt gewitzt und sympathisch, aber ganz so bunt atmen kann sie im Korsett eines Erwachsenen bestimmt nicht mehr. Lasst uns lieber in den Erinnerungen schwelgen, die uns zu selbstständigen und kreativen Frauen machten. Hier kommen 6 Gründe, warum ich Clarissa Darling immer die erste Seite im Freundebuch geben würde:
1. Verliebt in den Wettermann
Schon fast gruselig ist es, dass Clarissa und ich in den Wettermann im Fernsehen verliebt waren. Nicht in denselben, also keine Komplikation, keine Sorge. Während ich das einzige Autogramm meines Lebens vom stets smart-ironischen RTL Wetterfrosch Frank Sitter anforderte, verliebte sich die sonst so klar denkende Clarissa in Flip Montana von Channel 8. Die Gläser ihrer Brille färbten sich wieder in Normalzustand, als sie ihn trifft und merkt, dass er in Wirklichkeit mehr für die Hollywoodkarriere als für die Faszination Wetter brennt. Ich entschied mich liebestechnisch dann eben einfach irgendwann für Nick Carter von den Backstreet Boys. Natürliche Auslese, sorry.
2. Berufsperspektiven mit Eiern
Während ich daran dachte, Meeresbiologin zu werden, träumte Clarissa von einer Karriere als Gehirn-Chirurgin. Ihr Plan B: Nasenkorrekturen vornehmen. Plan C: erste weibliche Rapperin im All. Und wenn das alles nicht klappen sollte, dann wollte sie eine eigene Tankstelle besitzen oder eine berühmte Journalistin werden, so wie ihr Vorbild NBC-Reporterin Jane Pauley, eine der ersten weiblichen Nachrichtenmoderatorinnen in Amerika.
3. Kleine McGyver am Computer
Hallo, wir sprechen von den 90ern? Da war ein Computer der viereckige Kasten der Unwissenheit, das Technikadventure der modernen Welt. Ich flippte ja schon aus, als Papa irgendwann die Diskette mit PacMan mitbrachte. Clarissa war uns zehn Schritte voraus: Wenn sie eine Lösung für ein Problem suchte, dann programmierte sie einfach mal ein Computerspiel dazu. In der ersten Folge zum Beispiel zeigte sie ihrem besten Freund Sam (Hi, Sam!) anhand ihres neuen Spiels, wie sie Nervbacke Ferguson in die Flucht schlagen will. Grundsätzlich gab es für die erfinderische Clarissa nichts, dass man nicht per basteln, progammieren oder bauen lösen kann.
4. Mega Erklärbär
Die Serie war schon fast so was, wie eine Ratgebershow für mich. Im Englischen hieß der Nickelodeonhit auch „Clarissa Explains It All“ und so spach die Heldin immer direkt in Kamera und kommentierte jeden Aspekt ihres Alltags. Klingt jetzt nicht so spannend, aber hey, wenn man das mit Zitaten von Shakespeare bis Sting macht, es oft wie eine Nachrichtenshow aufzieht und einzelne Fakten mit 90er-Schrift auf den Bildschirm kritzelt, dann hört man eben auch zu. Die Lehrer könnten was lernen.
5. Super-Style
Diese Stirnbänder, Hosenträger, bauchfreien Tops. Das ist heute so Berlin, aber damals war es super eigenwillig und deshalb einfach nur geil. Kein TV-Girl traute sich sonst so viel. Die Kombinationen waren immer besonders und kreativ. Dinosaurier-Ohrringe, XXL-Schlapphut und ausgeflippte Radlerhosen. Reden wir wirklich von Style? Es ging dabei um mehr! Das symbolisierte Mädchen wie mir, dass man sich nicht anpassen muss, dass man rausstechen darf. Ja, auch durch ihre modischen Eskapaden propagierte sie den starken Willen.
6. Sogar ihre Feinde verlieben sich in sie
Auch wenn sie ihren kleinen Bruder nicht leiden konnte – genau wie ich – hat sie ihn trotzdem gegen den fiesen Schläger der Schule verteidigt. Die Folge: Der Mobber erlag nicht ihren Fäusten, sondern ihrem Charme. Der Typ taucht sogar am Küchenfenster mit Blumen auf. So muss das sein.
Fotos: Screenshots, Nickelodeon
